Der alte Kettenhund



 

Ich bin allein; es ist schon Nacht und stille wird's im Haus. Dort ist ein Feuer angefacht, dort ruht mein Herr sich aus. Er liegt im warmen Federbett, deckt bis ans Ohr sich zu, und ich auf meinem harten Brett bewache seine Ruh. Die Nacht ist kalt, ich schlafe nicht, der Wind aus Ost weht kalt; die Kälte ins Gebein mir kriecht, ich bin ja auch schon alt. Die Hütte, die mein Herr versprach, erlebe ich nicht mehr, der Regen tropft durchs morsche Dach, Stroh gab's schon längst nicht mehr. Die Nacht ist lang, zum zehnten Mal leck' ich die Schüssel aus, den Knochen, den ich jüngst versteckt, den grub ich längst schon aus. Die Kette, die schon oft geflickt, sie reibt den Hals mir bloß. Sie reicht nur noch ein kurzes Stück und nie werd ich sie los. Was freiheit ist, das lern ich nie, doch weiß ich, ich bin treu. So lieg' ich, warte auf den Tod, denn dieser macht mich frei.

Hundeträume
 
 
Sag mir,wovon du träumst,
schlafender Hund.
Von einem Leben ohne Kette-
und einem weichen,warmen Bette.
In deiner Schüssel reichlich Futter-
und einer zärtlich guten Mutter.
Von der Sanftmut deines Herrn-
in der Dunkelheit ein Stern.
Von einer Katze ohne Krallen-
und daß nie mehr Schüsse fallen.
Zwischen Nachbarn keine Feindschaft-
unter allen Rassen Freundschaft.
Weder Folter,weder Schmerzen-
und nicht kalt verschloss`ne Herzen.
Ohne Maulkorb,Zwinger,Hiebe:
Von einer Welt aus lauter
Liebe!