Brustgeschirr

Die Alternative: Was kann es, was löst es an Problemen?

Marion Daser hat bis dahin alles probiert. Nun schwört sie, Besitzerin zweier starker Herdenschutzhunde, auf das Brustgeschirr:

Alle Welt spricht von gewaltfreier Hunderziehung - doch nur wenige machen sich darüber Gedanken, was sie ihrem Vierbeiner mit einem Halsband antun. Verhaltensforscher haben gezeigt, dass der Hals des Hundes eine ganz besondere Rolle im hündischen Sozialverhalten spielt.

Den Hals des Hundes kann man als "soziale Empfangsstation" bezeichnen. Hier spielt sich alles ab - hier wird Über- beziehungsweise Unterlegenheit ausgehandelt, enge Freunde beschnuppern sich an der Halsseite - und dann kommt der Freund Mensch: Der legt seinem Hund ein normales Halsband an und begibt sich damit auf sehr sensibles Terrain. Jeder Leinenruck wirkt über das Halsband auf den empfindlichen Hals ein. Damit wird im Grunde jedesmal die Frage nach der Rangordnung gestellt, doch der Mensch lässt die endgültige Antwort jedesmal offen, da er sich mit dem über den Hals gegebenen Ruck zufrieden gibt.

Zwei Reaktionen des Hundes auf diese Einwirkung sind nun denkbar: Entweder, er setzt sich darüber hinweg und zieht nun erst recht (Zug erzeugt Gegenzug) und riskiert damit den nächsten, nun natürlich noch kräftigeren Ruck (und das Spiel beginnt von neuem). Oder der Hund wird so verunsichert, dass er sich aus Angst vor der gewaltsamen Einwirkung nun gar nicht mehr nach vorne traut. Was sogenannte "Erziehungshalsbänder" wie "Gesundheitswürger" (schon bei diesem Wort dreht sich mir der Magen um), Stachelhalsungen oder Elektroschock-Halsbänder anrichten, kann man sich nach dem hier Gesagten nun gut vorstellen.

Zudem hat sich gezeigt, dass durch Halsbänder bzw. den über sie auf den Hals einwirkenden Leinenruck erhebliche Verletzungen im Kehlkopf- und Halswirbelsäulenbereich entstehen können!

Wollen wir wirklich, dass der Hund nur aus Angst "funktioniert"? Wollen wir wirklich Verletzungen riskieren? Wäre eine - auch hier - gewaltfreie Erziehung ohne diese Gefahren nicht wünschenswert?

Mit Hilfe eines Brustgeschirres haben wir die Möglichkeit, die Einwirkungen auf den Hals des Hundes zu vermeiden. Damit ersparen wir dem Hund Schmerzen und soziale Missverständnisse und laufen nicht Gefahr, gesundheitliche Beeinträchtigungen oder sogar Schädigungen am Hals zu verursachen.

Das Brustgeschirr muss gut sitzen, soll nicht zu locker aber natürlich auch nicht zu fest angezogen sein. Achten Sie unbedingt darauf, dass es am Rücken einen Steg hat - es gibt auch welche, die dort zusammengenietet sind. Diese sind unbrauchbar, da sie in den Achseln reizen und schmerzhaft auf die Schultergelenke einwirken können.

Probieren Sie es einfach mal aus - vielleicht können Sie sich ein Geschirr "zur Probe" ausleihen? Manche Hundebedarfs-Geschäfte bieten diesen Service an. Die Erfahrung zeigt, dass die Geschirre von Hunden gern getragen werden und das Ziehen schlagartig weniger wird. Die Kommunikation zwischen Hund und Mensch ist besser herzustellen, der Hund ohne jegliche Gewalteinwirkung viel besser zu führen.

Nebenbei bemerkt: wenn Sie, wie wir, einen 55-Kilo-Rüden an der Leine haben, der in Macho-Art auf alles losgehen will, was anderer Rüde ist, können Sie ihn problemlos "aus den Schuhen" heben und ihm buchstäblich den Boden unter den Pfoten wegziehen. Mit Halsband? Ähmmmm....

© bei der Autorin 8/2001


 

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